o2: Letzte Meile mit 5G auf 26 GHz
Trotz aller regulatorischen Bedenken hat auch bei Telefónica die 5G-Ära längst begonnen. Wie es praktisch funktionieren könnte, zeigte das Unternehmen bereits am 7.2.2019 in Hamburg einigen fachkundigen Journalisten vor Ort.
5G-Pilot in Hamburg Oktober 2018-März 2019
Der in Hamburg verwendete Frequenzbereich ist ungewohnt hoch: 26 GHz. Er wird dazu genutzt, um die „letzte Meile“ in das Haus oder die Wohnung des Kunden über Funk zu realisieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Oft liegt am Haus keine Glasfaser, das Graben und Verlegen wäre aufwendig und teuer und im Haus fehlt die notwendige Verkabelung, um die schnellen Signale aus dem Keller in die einzelne Wohnung zu bringen. Da bietet sich eine Funklösung an. Mit den „Millimeter-Wellen“ geht das offenbar besser als gedacht, wenn auch nicht immer und überall.
Da die 5G-NR (5G-New Radio) Technik kommerziell noch nicht verfügbar war, wurde auf den vorläufigen 5G-TF-Standard von Samsung zurückgegriffen. Es kam bei dem Test in erste Linie darauf an, die Frequenz 26 GHz auszuprobieren und zu erfahren, wie ganz normale Kunden, die in der Regel keinerlei technischen Hintergrund haben, damit klar kommen.
Bei 26 GHz gingen die Techniker davon aus, dass zwischen Kunde und Mobilfunk-Sendestation absolut freie Sicht bestehen müsste. Im Demobetrieb im Frühstücksraum eines Hamburger Hotels im Industriegebiet hatte aber der Empfänger zum 260 m Luftlinie entfernten Senderstandort gar keine direkte Sicht und funktionierte trotzdem. In der Sichtlinie zwischen Antenne und Konferenzraum blockierte ein Baum (im Winter ohne Blätter) den direkten Weg. Der Empfang erfolgte über Reflexionen.
Es kann sich also durchaus lohnen, mit der Antenne im Haus zu „spielen“ und das Signal selbst zu „optimieren“. Denkbar wären auch Außenantennen an der Hauswand zu montieren, sofern man im Eigentum wohnt oder der eigene Vermieter mitspielt. Anhand einer Diagnose-Software, die Samsung selbst entwickelt hat, um die Datenrate zu testen, oder über einen gängigen Speed-Test im Netz, etwa den von Ookla sieht der Kunde schnell, wann es besser funktioniert.
Der Hamburger Test wurde an zwei Adressen in Hamburg (Borstelmannsweg in Hamburg-Hamm und Dreyerpfad/Sandfort in Hamburg-Langenhorn) umfangreich vorbereitet, dann ging alles sehr schnell. Am 5. Oktober 2018 konnte die erste 5G-Verbindung durchgeschaltet werden, der erste Sprachanruf lief noch über „ein Telefon mit Schnur“ dafür über 5G über einen SIP-Provider. Ausgewählte Kunden können noch zwei Wochen testen, dann wird erst einmal wieder alles abgeschaltet, abgebaut und eingesammelt, bis Teile der möglichen Frequenzen (irgendwann) offiziell an o2 vergeben sind.
5G bietet viele Möglichkeiten
Gerald Huber bei Telefónica für den 5G-Rollout zuständig, erläuterte nochmal die Einsatzmöglichkeiten von 5G. Zum einen und das ist einer der wesentlichen Vorteile, bietet 5G mehr Bandbreite, sprich höhere Geschwindigkeiten. Das zweite Standbein wird „massive IoT“ sein, d.h. die Menge der Sensoren, die in einer Zelle arbeiten und Daten übermitteln können, wird extrem steigen. Für autonomes Fahren oder Industriesteuerungen ist hingegen die „Critical Comms“ von Bedeutung, wo niedrige Antwortzeiten (Latenzen, Pingzeiten) gefragt sind.