Studienobjekt Freiburger 5G-Widerstand

Der Argumentationsnotstand soll mit formal besserer Kommunikation gelöst werden. Dazu wurde an der Universität Hohenheim der Widerstand gegen 5G in Freiburg untersucht. An der Bürgerversammlung zu 5G wollten im November 2019 über 1.000 Bürger teilnehmen, aber nur 900 passten in den Saal. Es war die erste Einwohnerversammlung in Freiburg nach den legendären Protesten gegen das geplante und gescheiterte Atomkraftwerk in Whyl in den 1970er Jahren. Diesen Erfolg der Bürgerbewegung empfinden die Behörden als Desaster. Das Kommunikationsbüro Ulmer, tätig für die Baden-Württembergische Landesregierung und auch für das BfS, bewertet die Bürgerversammlung in Freiburg:

„Und dementsprechend war die Veranstaltung völlig im Rahmen der Möglichkeiten dann noch sehr gut gemacht, aber für die Potenzierung des Protests in Baden-Württemberg hochschädlich. Aber dieser Umstand ist schwer veränderbar.“

Die Fragestellung der Risikokommunikatoren: Wie kann eine solche Entwicklung verhindert werden? Die Analyse des Instituts von Prof. Frank Brettschneider (Uni Hohenheim) über den 5G-Widerstand in Freiburg wurde von vier Studentinnen durchgeführt. Ihre Studie legt die Erkenntnisinteressen bürgerlicher Kommunikationsforschung offen. Für die Autorinnen ist der Staat a piori im Recht. Wie selbstverständlich ist es das Untersuchungsziel, ausschließlich den Behörden Ratschläge zu geben für eine bessere Kommunikation bei der Durchsetzung ihrer 5G-Ziele. Die Berechtigung der Ziele der Bürgerbewegung (5G-Moratorium, Vorsorgepolitik) wird nicht bewertet. Einer angehenden Generation angepasster Wissenschaftler ist der Gedanke anscheinend fremd, ihr Wissen für die Beratung beider Seiten gleichermaßen bereitzustellen.

Insgesamt wird deutlich, wie sehr der öffentliche Meinungsaustausch die Politikberater ängstigt, wenn ihre Einbindungsstrategien misslingen.

Quelle: Jörn Gutbier/Peter Hensinger am 12.8.2020, hier.

Bibliografische Verweise:

Einwohnerversammlung zu 5G in Freiburg/Breisgau. Mitschnitt und Bericht der 3-stündigen Veranstaltung, https://www.diagnose-funk.org/1486, Artikel vom 13.11.2019

Frank Ulmer, Kommunikationsbüro Ulmer; zitiert im Endbericht Universität Hohenheim: Fallberichtsstudie „5G-Mobilfunk in Freiburg“, s. Anm. 31, F. Ulmer arbeitet auch bei der Firma von Prof. Ortwin Renn „Dialogik“, https://www.dialogik-expert.de/de/team

Fallberichtsstudie Broenner et al. (2020): „5G-Mobilfunk in Freiburg“; https://komm.uni-hohenheim.de/case-study-5g-freiburg, Fachbereich Kommunikationswissenschaften, Prof. Brettschneider

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert