Südkurier, Bad Säckingen 11. Januar 2021, 18:00 Uhr
von Andreas Gerber
Murger Ärztin und der Verein „Lebenswerter Hochrhein“ wenden sich in einem offenen Brief an die Bürgermeister des Landkreises. Gemeinden sollen 5G-Ausbau ablehnen.
Offener Brief kritisiert 5G-Pläne im Landkreis
Von BZ-Redaktion Do, 07. Januar 2021 Bad Säckingen
(BZ). Mit einem offenen Brief möchte der Verein „Lebenswerter Hochrhein“ die Bürgermeister im Landkreis Waldshut dazu ermutigen, die Installation von 5G-Sendevorrichtungen auszusetzen. „Unser Anliegen ist es, Ihnen zu verdeutlichen, dass diese drahtlose Kommunikationsform über Funkmasten und WLAN mit erheblichen Gesundheitsgefahren – insbesondere für die heranwachsende Generation – und mit zunehmenden Umweltschäden erkauft wird“, heißt es in dem fünfseitigen Brief.
Der Verein schreibt unter anderem, dass es keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur biologischen Verträglichkeit gebe. Auch die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Technologien und die Möglichkeit totaler Überwachung bereitet „Lebenswerter Hochrhein“ Sorgen. Anliegen des Vereins ist es, dass im Gemeinderat über die „sehr beunruhigende Seite von 5G“ diskutiert und abgestimmt wird.
Den kompletten Brief finden Sie unter http://mehr.bz/vwi5i
Fundstelle am 3.2.2021 https://www.badische-zeitung.de/offener-brief-kritisiert-5g-plaene-im-landkreis–199318891.html
Abschrift:
Offener Brief!
Murg, den 17.11.2020
Sehr geehrte Bürgermeister des Landkreises Waldshut,
sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
unser Verein „“Lebenswerter Hochrhein e.V.“ befasst sich satzungsgemäß mit allen umweltabträglichen Entwicklungen im grenznahen Hochrheingebiet prinzipiell zugunsten eines lebenswerten und intakten natürlichen Lebensraums für Mensch und Umwelt.
Nun beobachten wir während der wohl noch nicht ausgestandenen Corona-Pandemie, dass Schulen, sowie große als auch kleine Unternehmen während des Lockdowns eine ausgeprägte Abhängigkeit von einem funktionierenden Internet entwickelten und dies bedauerlicherweise fast ausschließlich funkbasiert.
Unser Anliegen ist es, allen Gemeinden im Landkreis Waldshut zu verdeutlichen, dass diese drahtlose Kommunikationsform über Funkmasten und WLAN mit erheblichen Gesundheitsgefahren – insbesondere für die heranwachsende Generation – und mit zunehmenden Umweltschäden erkauft wird.
Wohingegen sich doch problemlos diese Kommunikation genauso mit kabelgebundenem Internet-Anschluss oder per Glasfaserkabel bewerkstelligen lässt! Dankenswerterweise befassten Sie sich auch in Ihrer Gemeinde bereits intensiv mit dem Breitbandausbau!
Verstehen Sie uns nicht falsch! Wir wollen Fortschritt und Digitalisierung nicht prinzipiell im Wege stehen. Allerdings sollte dies auf gesundheits- und umweltverträgliche Weise geschehen. So hatte unser Verein bereits im Januar 2014 eine Info-Veranstaltung in Hohentengen initiiert, um im Landkreis die Einrichtung eines Glasfaser-Netzes voranzutreiben.
Zur Zeit werden Gemeinden und Bürgern mit der 5. Generation der Mobilfunktechnologie (= 5G) allein ungeahnte Möglichkeiten der Vernetzung angepriesen: Riesen Datentransfer in Echtzeit, Smart City, Smart Country, Smart Home, autonomes Fahren, Internet der Dinge u.v.m.. Was jedoch leider nicht öffentlich diskutiert wird, sind die gravierenden Folgen, die dieser Ausbau für Menschen, Tiere und Natur zur Folge hat.
Aus ärztlicher Sicht ist zu befürchten, dass die vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen durch die bereits etablierten Mobilfunkgenerationen 2G, 3G, 4G, die mit vielen wissenschaftlichen Untersuchungen ermittelt wurden, mit der Einführung von 5G in nicht absehbarem Ausmaß zunehmen werden.
Es ist uns unbegreiflich, dass zu 5G keine vorherige Technikfolgenabschätzung durchgeführt wird! Dabei wird sich dieser von der Erde und vom Weltraum allgegenwärtigen Bestrahlung keiner entziehen können, schon gar nicht die immer größer werdende Anzahl an elektrohypersensitiven Patienten!
Folgende eklatante Fakten müssen unbedingt öffentlich kommuniziert werden:
· Bisher existieren keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur biologischen Verträglichkeit der 2021 zur Versteigerung vorgesehenen Millimeterwellen! Jedoch die Tatsache, dass diese neuartige Funktechnologie bereits im militärischen Bereich erforscht und auch eingesetzt wurde und wird, lässt erahnen, welche verheerende Wirkungen sie haben kann.
Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Dr. Inge Paulini (2019 in Nano-3sat-Video): „Die Personengruppen, die wir besonders im Fokus haben, die besonders schützenswert sind, sind Kinder, Säuglinge, Kranke, alte Menschen.
Der Ausbau der 5G-Netze sollte auf jeden Fall so erfolgen, dass sensible Orte, wo diese Menschen sich aufhalten – Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser – erst mal ausgenommen werden.“
Wir fragen uns allerdings, was heißt hier „erst mal“!
- Zunehmende Abhängigkeit von digitalen Technologien, d.h. wenn die digitale Steuerung ausfällt, sind viele Wirtschaftszweige handlungsunfähig.
- Die Möglichkeit totaler Überwachung
- Massenweise Übernahme menschlicher Arbeitsplätze durch Roboter
- Die Manipulation der öffentlichen Meinung
- Der drohende Kontrollverlust des Menschen über die Technik (Punkte 3-7: Grunwald, “Der unterlegene Mensch“,11/2018. Grunwald ist Digitalisierungsexperte und Technikfolgenabschätzer)
- Auch das dramatische Insektensterben wird noch viel größere Ausmaße annehmen
- Ebenso das Baumsterben, zusätzlich wird wahrscheinlich eine drastische Abholzung entlang der Trassen für autonomes Fahren vorgenommen werden, da die 5G-Strahlung durch Bäume behindert wird.
- In Bezug auf die Umwelt gilt als gesichert, dass der bereits jetzt durch die IT-Technologie immense Energie -und Ressourcenverbrauch um ein Vielfaches zunehmen wird, bis 2030 Anstieg des Energieverbrauchs durch die Digitalisierung von jetzt 10 auf 30 %!
Weltweit warnen Ärzte und Wissenschaftler immer wieder vor den negativen Folgen der Mobilfunkstrahlung, diesbezügliche Appelle an die Bundesregierung und Landesregierungen werden aber immer wieder mit dem Verweis abgeschmettert, die Grenzwerte seien sicher.
Zu diesen Grenzwerten ist zu sagen:
Ein privater, wirtschaftsnaher Verein mit Namen ICNIRP e.V. (Sitz in München) hat Anfang der 1990er Jahre Grenzwerte empfohlen, die von der WHO und der Bundesregierung als Gesetz übernommen wurden. Grundlage ist die Annahme, dass von Mobilfunkstrahlung NUR eine Gefahr durch Gewebeerwärmung ausgeht. Der Grenzwert bezieht sich nur auf einen Zeitraum von 30 Minuten und wurde nur an totem Gewebe getestet! Stellen Sie sich vor, man würde radioaktive Strahlung nur auf diese Weise testen!!
Die Bürger Ihrer Gemeinde sind jedoch sehr lebendig und werden dann 24 x 365 Stunden im Jahr dauerbestrahlt. Hier wird offenbar, dass mit dem Grenzwert etwas nicht stimmen kann, er schützt uns nicht!
Da uns Bürgern das rechtlich verbriefte Vorsorgerecht mit dem bereits beginnenden Ausbau von 5G vollkommen verwehrt wird, appellieren wir an Ihre Verpflichtung, das Wohl der Gemeinde und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern.
Die Verbraucherschutzorganisation „diagnose:funk“ erhebt folgende
8 Forderungen zum Schutz von Mensch und Umwelt:
1. Breitbandnetze (Glasfaser) als Eigenwirtschaftsbetrieb müssen als Teil der Daseinsvorsorge von den Kommunen betrieben werden. Keine Vergabe von Infrastrukturprojekten an ein Monopol! Glasfasernetze sind die Grundlage zur Umsetzung einer strahlungsarmen Mobilfunkversorgung.
2. Die Trennung der Indoor- und Outdoor-Versorgung zum Schutz der Wohnung vor Strahlung muss Grundlage jeder Mobilfunkplanung sein. Neue Technik muss nachweisbar zu weniger Elektrosmog führen. Kleinzellennetze sind nur dann sinnvoll, wenn sie zu einer deutlichen Senkung der Strahlenbelastung führen.
3. Ein Netz für alle: Es braucht nur ein Mobilfunknetz für alle Betreiber und Nutzer, wie bei Strom, Gas und im Straßenbau. Ein verpflichtendes Roaming für alle Mobilfunkbetreiber muss umgesetzt werden.
4. Unabhängige Technikfolgenabschätzung ist Pflicht. Sie muss durch eine industrie – und regierungsunabhängige Kommission unter Beteiligung bürgerschaftlicher Interessenverbände erfolgen. Ohne Bewertung der Forschungsergebnisse über die Wirkungen der 5G-Frequenzen auf Mensch, Tier und Natur darf 5G nicht eingeführt werden.
5. Beweislastumkehr: Industrie und Staat müssen die Gesundheitsverträglichkeit der Mikrowellenstrahlung belegen.
6. Umweltschutz ist Pflicht, die Kommune muss über den Netzausbau (zur Smart City) ein Gutachten zum ökologischen Fußabdruck vorlegen.
7. Das Recht, analog leben zu können, ohne digitale Überwachung, ist ein Grundrecht. Die Datenerfassung darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung jedes Bürgers erfolgen. Von Jugendlichen unter 16 Jahren dürfen keine Daten erfasst werden.
8. Erhalt und Schaffung von funkfreien Gebieten für elektrohypersensible Menschen. Auch eignet sich gerade unser wunderschöner Südschwarzwald ganz besonders für sanften, d.h. funkarmen Tourismus!
Sehr geehrte Bürgermeister des Landkreises Waldshut,
sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
es ist uns ein großes Anliegen, dass diese andere, sehr beunruhigende Seite von 5G in Ihrem Gemeinderat diskutiert und abgestimmt wird!
Denn eine Risikotechnologie, die ausnahmslos alle Ihnen anvertrauten Bürger ununterbrochen bestrahlt und nicht einmal auf ihre negativen Auswirkungen hin abgeklärt ist, kann und darf nicht kommentarlos eingeführt werden! Wenn Ärzte warnen, Versicherungen jede Haftung strikt ablehnen und höchste Gerichte unzweideutige Urteile sprechen, dann wäre es verantwortungslos, Genehmigungen für den Bau von Funkvorrichtungen, die für 5G genutzt werden können, durch Ihren Gemeinderat zu erteilen.
Es ist uns klar, dass es nicht einfach ist, die o.g. Forderungen zu erfüllen.
Wir bitten Sie daher, dem Vorbild vieler Städte und Gemeinden weltweit zu folgen und die Einführung der 5G-Technologie in Ihrer Gemeinde abzulehnen, bis die Unbedenklichkeit wissenschaftlich zweifelsfrei belegt ist.
Wir schließen uns den Worten des Bürgermeisters i.R. von Bad Wiessee an und appellieren an Sie: „Die Bewohner [ ] sowie die nachfolgenden Generationen haben ein Anrecht darauf, dass wir als Gemeindevertreter eine Gewährleistung der Unbedenklichkeit für Leib und Leben fordern… Es geht nicht darum, den Fortschritt ausbremsen zu wollen, sondern ausschließlich darum, kritisch zu hinterfragen, welchen Preis es dafür zu zahlen gilt.“
Gerne sind wir bereit, uns mit Ihnen zusammenzusetzen, um gemeinsam zu beraten, welche Möglichkeiten es gibt, um die Strahlenbelastung in Ihrer Gemeinde zu minimieren.
Über eine entsprechende Einladung würden wir uns sehr freuen.
Mit freundlichem Gruß
Barbara Dohmen
FÄ f. Allgemeinmedizin/Umweltmedizin
Vereinsvorstand Lebenswerter Hochrhein
Fundstelle am 3.2.2021 https://lebenswerter-hochrhein.jimdofree.com/aktuelles